Autismus Klischees: Intelligenz
Die heutigen Autismus-Klischees, die besagen, dass die meisten Autisten „geistig behindert“ seien, entstanden erst Ende der 60er Jahre und waren bis in die 80er Jahre hinein vorherrschend (zuvor wurde Autisten eine Intelligenz zugeschrieben, die der von Nichtautisten entspricht). Aktuell sind Forschungen von Prof. Laurent Mottron und Michelle Dawson, die besagen, dass die Intelligenz autistischer Menschen systematisch unterschätzt wird. Denn meist wird der HAWIK- bzw. HAWIE-Test verwendet – weil dieser am einfachsten durchzuführen ist. Bei einem Test, der die allgemeine Intelligenz besser misst, den Raven-Matrizen-Test, schneiden Menschen im Autismus Spektrum um bis zu dreißig IQ-Punkte besser ab als beim HAWIK/HAWIE. Dreißig Punkte sind ungefähr die Spanne zwischen „Lernbehinderung“ und durchschnittlichem IQ-Wert bzw. die zwischen durchschnittlichem IQ-Wert und „Hochbegabung“. Dabei muss man beachten, dass das Konzept „IQ“, die Messung von Intelligenz und ihre Beschreibung durch eine Zahl, unter starker Kritik steht. Denn bisher gibt es nicht einmal eine einheitliche und allgemein anerkannte Definition von Intelligenz. Doch das hält Forscher, Mediziner und Therapeuten nicht davon ab, weiterhin IQ-Tests durchzuführen und anhand derer über die Zukunftschancen von Menschen, insbesondere von Kindern zu bestimmen. Anscheinend gilt hier der beliebte Spruch „Intelligenz ist das, was Intelligenztests messen“. Gravierend ist das insbesondere dann, wenn zum Beispiel Kinder aufgrund einer solchen Aussage in die Sonderschule für „Lernbehinderte“ gesteckt werden, von wo aus es (zumindest in Deutschland) sehr schwierig ist, auf eine Regelschule zu wechseln und einen Abschluss zu machen.
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